Der EHC Kandersteg I und die Schiedsrichter waren in ihrem Spiel schon in (vor-)weihnächtlicher Stimmung und schenkten dem EHC Boll zwei Punkte bei der 3:4 Niederlage nach Verlängerung.
War es die Last des kapitalen Spiels oder die Euphorie der ersten Saisonsiegs? Diese Frage müssen sich einige Spieler des EHCK stellen, waren sie doch zu Beginn nicht alle 100%-ig bereit. Zum Glück behielt Torhüter Patrick Reist den Überblick und sorgte für einen ausgeglichenen Spielstand. Aber der eigentlich verunsicherte Gegner wurde durch diesen Auftritt unnötig gestärkt. Glücklicherweise konnte sich zumindest die nominell dritte Linie offensiv in Szene setzen. Daraus resultierte die schmeichelhafte Führung durch Thomas Stoll, mit der das erste Drittel endete.
Wieder schwacher Start
Der Beginn des zweiten Drittels war ein Spiegelbild des ersten. Fahrig und unkonzentriert kassierten die Einheimischen innerhalb von weniger als vier Minuten zwei Gegentreffer. Nun waren die Kräfteverhältnisse endgültig umgekehrt. Die Kandersteger liefen dem Rückstand mehr oder weniger koordiniert hinterher. Die Gäste nahmen die Geschenke gerne an und kontrollierten das Geschehen im zweiten Drittel über weite Strecken.
Es brauchte einen Energieanfall von Sandro Zurbrügg, der seine Mannschaft kurz vor der zweiten Drittelspause mit einer schönen Einzelleistung wieder zurück ins Spiel brachte. Und es kam noch besser. Nach einem gewonnen Bully in der gegnerischen Zone erzielte Jonathan Ryter mit einem Kunstschuss die neuerliche Führung für die Gastgeber. Die fragile Verfassung der Mannschaft offenbarte sich in den acht (!) Sekunden zwischen dem Tor um dem Drittelsende. Die Gäste verpassten den Ausgleich äusserst knapp.
Verunsicherung allenthalben
Der letzte Spielabschnitt war vor allem von der Angst der Kandersteger, ein Tor zu kassieren, geprägt. Anstatt die Boller früh zu stören und in ihrer Angriffsauslösung zu behindern, zogen sie sich immer mehr zurück. Dies ermöglichte den Gästen immer wieder Tempovorstösse in die gefährliche Zone. Einer dieser Vorstösse nutzten sie nicht unverdient zum Ausgleich. Dass schon beim nächsten Einsatz eine erfundene Strafe gegen einen Einheimischen ausgesprochen wurde, passte in das Bild. Die Unterzahl konnte mit grossem Einsatz ohne Gegentreffer überstanden werden und die Verlängerung musste über Sieg und Niederlage entscheiden.
Zwei kapitale Fehlentscheide
Leider waren es die Schiedsrichter, die für die endgültige Entscheidung zugunsten der Gäste sorgten. Zuerst versetzten sie die Kandersteger mit einem nicht einmal im Unihockey geandeten „Stockschlag“ in Unterzahl. Dem ganzen setzten sie aber noch die Krone auf, als sie übersahen, dass der Stürmer des EHC Boll den unter Torhüter Patrick Reist verborgenen Punk samt dem Torhüter über die Linie schob. Somit waren die Einheimischen bedient.
Nichtsdestotrotz müssen sie sich an der eigenen Nase nehmen. Gegen einen solchen Gegner müssen drei Punkte geholt werden. Leider konnte die Mannschaft ihr Potential nicht abrufen. Trotzdem befindet sich der EHC Kandersteg I vorerst über dem ominösen Strich. Zumindest das sollte Motivation genug sein für die anstehenden, schwierigen Aufgaben.
EHC Kandersteg
Andreas Josi
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